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Warum der Weserboden rot ist

Vor langer, langer Zeit, noch viele tausend Jahre bevor Karl der Große das Weserufer erreichte, war das Land an der oberen Weser bei Würgassen noch wild im
wahrsten Sinne des Wortes. Der Wald war ein undurchdringlicher Urwald und große, wilde Tiere bewohnten ihn, die noch heute in den Versteinerungen in den
Steinbrüchen zu finden sind. Die Weser floss nicht so gemächlich dahin wie heute, sondern war für jedes Landwesen ein unüberwindliches Hindernis, die Fluten waren
tief, weit verzweigt und glichen einem Wildwasser.
Die Bewohner dieser Gegend waren nicht weniger wild und so fürchteten sie sich eigentlich nur vor den Riesen. Auf jeder Seite der Weser hauste so ein wilder Geselle und alles ging gut, bis eines Tages der Riese vom südlichen Ufer, dort wo heute Herstelle liegt, so laut brüllte, dass große Felsbrocken auf der nördlichen Seite der Weser, dort wo Würgassen liegt, herabstürzten. Nun war es mit dem Frieden vorbei. Die Riesen gingen aufeinander los und trafen sich in der Flussmitte. Drei Tage und drei Nächte dauerte
der Kampf bis beide Riesen in ihrem Blut tot darnieder lagen. Das Blut floss in Strömen und seither ist der Boden an der oberen Weser rot.

Eine Sage, erzählt von Lehrer Hans Weber 1967 im Heimatkundeunterricht

Der Schlangenkuss

Als der Lauenförder Schweinehirt einmal oberhalb der Stolle bei Würgassen im Sollingwald seine Schweine hütete, da ist ihm eine sonderbare Geschichte zugestoßen: Es kam plötzlich eine große Unruhe über seine beiden Hunde, aber sie schlugen nicht an. Sie winselten nur. Verwundert schaute der Hirt sich um. Da stand vor ihm ein feines Fräulein in einer Tracht, die noch nie gesehen hatte. Sie war so schön wie eine Märchenprinzessin. Goldglänzende Locken hingen ihr über die Schultern. Sie schaute ihn aus großen, dunklen Augen so traurig an, dass ihm ganz eigen ums Herz wurde. Und dann klingen ganz leise wie fernes Glockengeläut diese Worte an sein Ohr: „Willst du mir helfen?“ Kaum kann er antworten, so befangen ist er und er kann nur sagen: „von Herzen gern!“ Dann spricht das Fräulein: „Komm morgen wieder zur gleichen Stunde. Ich warte auf dich und dann tue, um was ich dich bitte.“ Als der Schweinehirt am nächsten Tag an der gleichen Stelle wieder nach dem schönen Mädchen Ausschau hält, kam plötzlich eine glitzernde Schlange aus dem Heidekraut. Sie schlang sich um ihn und glitt ihm bis zum Hals und bis zum Mund. Er sollte sie küssen. Aber er ekelte sich, schüttelte sich und wollte und konnte es nicht. Da fiel die Schlange wie tot zur Erde. Kurz danach richtete sie sich steil auf und zwei blanke Tränen fielen aus ihren Augen. Plötzlich war die Schlange verschwunden. Aber aus dem hohen Wald rief gellend eine Frauenstimme: „Wieder Warten, wieder warten, hundert Jahre!“ Da wußte der Hirte, wer die Schlange war. Er lief der Stimme nach, aber nie sah er das schöne Fräulein wieder. Er ist darob ein ernster und stiller Mann geworden und geblieben bis an sein Ende

 Eine Sage aus der Sammlung von Lehrer Hans Weber

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